Wiedergutmachung

Am 10. September 2022 jährte sich die Unterzeichnung des Luxemburger Abkommens zwischen dem Staat Israel, der Jewish Claims Conference und der Bundesrepublik Deutschland zum 70. Mal. Aus diesem Anlass wurde am 1. Juni 2022 auf dem Petersberg bei Bonn eine Vereinbarung zwischen dem Bundesjustizministerium und den Archiven des Bundes und der Länder zur Digitalisierung der Millionen Wiedergutmachungsakten und ihrer Integration in ein vom Bundesarchiv betriebenes Themenportal im Rahmen des "Archivportals D" unterzeichnet.

 

Innerhalb der Landesregierung von Rheinland-Pfalz gibt es Überlegungen, den umfangreichen Aktenkomplex des Amtes für Wiedergutmachung in Saarburg mit fast einer Million Akten über die Archivierung hinausgehend wissenschaftlich, pädagogisch und kulturpolitisch nutzbar zu machen. Hintergrund dieser Überlegungen ist, dass das Land im Rahmen der ab 1953 erlassenen Gesetze zusätzlich eine besondere Zuständigkeit für alle Anträge aus außereuropäischen Ländern übernommen hatte. Somit sind insbesondere Opfer der Shoah in diesen Unterlagen vertreten.

 

Inzwischen sind die Überlegungen so weit gediehen, dass sich die Konturen zur Errichtung eines interdisziplinär und multifunktional ausgerichteten „Forschungs-, Dokumentations-, Bildungs- und Begegnungszentrums Wiedergutmachung Saarburg-Trier“ abzeichnen. Die Kulturministerin Katharina Binz und der Universitätspräsidenten Prof. Dr. Michael Jäckel haben eine entsprechende Kooperationsvereinbarung unterzeichnet. Eine Arbeitsgruppe, die sich aus dem zuständigen Referatsleiter des Ministeriums, Dr. Kai-Michael Sprenger, dem ehemaligen Leiter des Landesarchivs Speyer, Dr. Walter Rummel, und dem Geschäftsführer der Forschungs- und Dokumentationsstelle SEAL der Universität Trier, Dr. Thomas Grotum, zusammensetzt, entwickelt derzeit ein Betreiberkonzept. Unterstützt werden sie von PD Dr. Dr. Massimiliano Livi (Universität Trier).

 

 

Die Wiedergutmachung in der Karikatur

Eine Version des Spiels „Mensch, ärgere Dich nicht“, das den büro-kratischen Dschungel und die Feindseligkeit veranschaulicht, mit der (jüdische) Antragsberechtigte nach dem Krieg konfrontiert waren, um eine Entschädigung zu erhalten.

Download
Karikatur
DK204327BR_008025.pdf
Adobe Acrobat Dokument 266.0 KB

Erläuterungen zum Spiel aus: Informationen zur politischen Bildung Nr. 348/2021 (Jüdisches Leben in Deutschland nach 1945), S. 14:


7a) Rückerstattungswerte unterlagen, soweit Devisenausländer als berechtigt in Frage kamen, aufgrund der Anweisungen der Alliierten, die damit Kapitalflucht aus Deutschland unterbinden wollten, der Sperre des Militärregierungsgesetzes Nr. 53. Insbesondere Geldbeträge waren demnach auf ein Sperrmarkkonto einzuzahlen, Barauszahlungen nicht erlaubt.

16) Als „Ariseure“ wurden diejenigen bezeichnet, die während der NS-Zeit enteignetes jüdisches Eigentum übernommen hatten.

20) Vermutlich eine Anspielung auf Leistungsansprüche nach dem Bundesversorgungsgesetz für Kriegsgeschädigte von 1950. Neben Zivilisten kam es auch ehemaligen Wehrmachtssoldaten und Angehörigen der Waffen-SS zugute.

25) Veit Harlan (1899–1964) führte in der NS-Zeit Regie bei Propagandafilmen. Nach Kriegsende wurde er im Zuge der Entnazifizierungsverfahren als Entlasteter eingestuft und produzierte weitere Filme. Bei seinem ersten Nachkriegsfilm „Unsterbliche Geliebte“ kam es zu Protesten.

27) Die Sozialistische Reichspartei (SRP), (1949–1952 (Verbot)) war eine Partei in der Frühzeit der Bundesrepublik Deutschland, die in Form und Inhalt eine Nachfolgepartei der NSDAP war.

 

"Mensch, ärgere dich nicht über die Wiedergutmachung!"

aus: Allgemeine Jüdische Illustrierte, Nr. 19, 1.6.1950; Zeichner: Peter Holstein


Bei der Arbeit im Amt für Wiedergutmachung Saarburg: Leon Stein digitalisiert eine Akte.

Kontakt

 

Dr. Thomas Grotum ¨ Forschungs- und Dokumentationsstelle SEAL ¨ grotum@uni-trier.de

PD Dr. Dr. Massimiliano Livi ¨ Forschungs- und Dokumentationsstelle SEAL ¨ livi@uni-trier.de
Dr. Walter Rummel ¨ ehem. Leiter des Landesarchivs Speyer ¨ walter.rummel@web.de

Dr. Felix Schmidt ¨ Ministerium für Familie, Frauen, Kultur und Integration, Mainz [MFFKI] ¨ Felix.Schmidt@mffki.rlp.de 

[bis zum 30.9.2023 hat Dr. Kai-Michael Sprenger, jetzt Direktor der Stiftung "Orte der Demokratiegeschichte", Frankfurt a.M., als zuständiger Referent des MFFKI das Projekt begleitet.]


 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

v.l.n.r.: Dr. Thomas Grotum, PD Dr. Dr. Massimiliano Livi, Dr. Kai-Michael Sprenger und Dr. Walter Rummel.